Im Saal des britischen Konsulats in Shanghai sind alle Augen auf das Video gerichtet, in dem Alex Chang über ein Thema spricht, über das in China bislang lieber geschwiegen wurde. Die heute Jährige erzählt darin von einem Date vor etwa acht Jahren, bei dem so viel Alkohol floss, dass sie einen Filmriss hatte.
Von dem darauffolgenden Morgen, an dem sie nackt im Bett ihrer Verabredung aufwachte, ohne Erinnerung, wie sie dort gelandet war.
Der Mann habe gerade unter der Dusche gestanden, als sie wieder zur Besinnung gekommen sei. Chang dämmerte, dass er ihre Wehrlosigkeit ausgenutzt haben musste, so erzählt sie es. Doch als er aus dem Badezimmer gekommen sei, habe er sich benommen, als sei alles in bester Ordnung, und ihr sogar noch einen Kaffee serviert.
Sie habe das Spiel mitgespielt. Solche Frauen erschienen mir töricht, ohne Selbstachtung. Das erledige man schon selbst. Neben vielleicht 40 Zuschauerinnen ist auch sie an diesem Dezemberabend ins britische Konsulat gekommen, um mit dem Publikum zu diskutieren.
Das Video können Sie hier ansehen. Solche Veranstaltungen sind alles andere als alltäglich in China: In der konfuzianisch geprägten Gesellschaft sind Sex und sexuelle Gewalt mit alten Tabus belegt. Sexualkunde wird an kaum einer chinesischen Schule unterrichtet, allenfalls in der Biologiestunde wird mal verhuscht über Fortpflanzung gesprochen. Chang ist eine derjenigen, die die Debatte vorantreiben, vielen Widerständen zum Trotz.
